Der verlorene Schuh
Jeder Mensch kommt schnell in Wut,
wenn er was verlieren tut.
Beethoven ist das mal passiert,
dass sich ein Groschen hat verirrt.
Das hat ihn damals schrecklich g’stiert,
und hat dazu was komponiert.
(„Die Wut über den verlorenen Groschen“)
Komponieren kann ich nicht,
also mach ich ein Gedicht:
Am Anfang war ein Werbeblatt,
wie man es oft im Postfach hat.
D’rauf gibt’s Dinge, einen Haufen,
die man alle sollte kaufen.
Die Sportschuh‘ finde ich ganz nett,
auch der Preis ist nicht zu fett.
Zum Hofer geht’s mit raschem Schritt,
eine Tasche nehm‘ ich mit.
Im Supermarkt schau‘ ich mich um,
wo sind die Schuh‘, weg’n die ich kumm?
Größe 40 brauche ich,
hoff‘, sie sind auch da für mich.
Betrachte prüfend den Karton,
ah, hurra, da sind sie schon.
40 steht da ganz groß drauf,
ist bestimmt ein guter Kauf.
Regensicher sind sie auch,
das ist genau das, was ich brauch‘.
Gleich ist der Karton im Wagen,
muss ihn nicht in Händen tragen.
Kauf‘ noch Obst und Käse ein,
leg‘ alles in den Wagen rein.
Stell‘ mich bei der Kassa an,
heute sitzt da drin ein Mann.
Lege alles auf das Band,
der Kassier nimmt’s in die Hand,
tippt brav die Beträge ein,
Ich bezahl‘ und packe ein.
Lege alles in die Tasch‘,
und verlass‘ den Ort ganz rasch.
Zu Hause packe ich dann aus
und bemerke voller Graus,
in dem Sportschuhekarton
ist nur ein Exemplar davon!
Heh, wo ist der zweite Schuh?
Das lässt mir einfach keine Ruh‘.
Ich suche einfach überall
und finde nichts, es ist ’ne Qual.
Ich ärger mich ganz fürchterlich,
bin mächtig zornig nur auf mich.
Wie kann ich nur so blöde sein?
Wer kauft denn einen Schuh nur ein?
Riesengroß ist meine Wut,
das tut dem Blutdruck gar nicht gut,
denn der saust extrem hinauf,
hört erst bei 170 auf.
Dabei wird mir jetzt Angst und bang
und es dauert gar nicht lang,
da wird mir eines völlig klar,
wie dumm mein Riesenärger war.
Jedem passieren solche Sachen,
eigentlich ist’s ja zum Lachen.
Am nächsten Tag beim Hofer dann,
schwingt einen Schuh der Kassenmann.
Ach, was für ein Riesenglück,
da ist ja das vermisste Stück.
Niemals hätte ich gedacht,
dass mich ein Schuh so glücklich macht.
Fortsetzung:
Doch das Glück war nicht von Dauer.
Bosniegel lag wohl auf der Lauer.
Am Tag darauf, so gegen vier,
als ich dann die Schuh probier‘,
verzieht sich ganz schnell mein Gesicht,
denn die Schuh‘, die passen nicht.
Na, das kann doch wohl nicht sein,
doch die Schuhe sind zu klein!
Also pack‘ ich wieder ein, nehm‘ dann lachend den Karton,
und – ich glaub‘, ihr ahnt es schon.
Trag zum Hofer ihn und habe Glück:
Krieg‘ anstandslos mein Geld zurück.
Und die Moral von der Geschicht‘:
So viel Ärger lohnt sich nicht.