Oma-sein

Bin ja nicht mehr so ganz jung,
trotzdem hab ich noch viel Schwung.
Alt werden tun nur andre Leute,
aber ich bestimmt nicht heute.

Doch da läut‘ mein Telefon
und es meldet sich mein Sohn:
„Mutter such dir einen Sitz!“
Was kommt da – vielleicht ein Witz?

„Hallo, Hallo! Hipp, hipp, hurra!
Was sagst du, du wirst Omama!“
„Na das überrascht mich jetzt!
Gut, dass ich mich hab gesetzt.“

Ein bisserl freue ich mich jetzt schon,
ich gratuliere meinem Sohn.
Doch dann kommt mir in den Sinn,
dass ich nicht mehr jung nun bin.

Omas sind bekanntlich alt,
dabei überläuft’s mich kalt.
Mich beschleicht ein leises Grauen:
Jetzt g’hör ich zu den alten Frauen.

Das gefällt mir wirklich nicht,
ich verziehe das Gesicht.
Schnell ruf ich eine Freundin an,
vertrau ihr meine Zweifel an.

Sie hat grad ein bisserl Zeit,
ist zu helfen gern bereit:
„Mädel, sei doch nicht so dumm,
schau dich doch ein bisserl um.

Nimm als Beispiel einfach mich!
Sag mir, wirk ich alt auf dich?
Und ich bin Oma schon recht lange,
also bitte keine Bange!

Das war vielleicht vor 100 Jahren,
dass Omas alte Weiber waren.
So ganz anders ist das heute,
Omas sind heut taffe Leute.

Halten sich gesund und fit,
gehen mit dem Fortschritt mit.
Oma sein ist wunderschön,
na, das wirst du selber seh’n.“

Diese Worte klingen fein.
Freu mich schon auf’s Oma-sein.

Im Juni ist es dann soweit.
Baby ist zum Start bereit.
Dann ist sie da, die kleine Maus,
ach, wie sieht sie putzig aus!

Und dann darf ich sie auch halten.
Vergessen sind Alter und auch Falten.
Ich halt sie fest in meinem Arm,
da wird ums Herz mir wohlig warm.

Plötzlich ist mir sonnenklar:
Oma-sein ist wunderbar.